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Was heißt soziale Absicherung in einem Guten Leben ?

Arbeitsgesetze verschlechtern sich. Die Arbeitszeit für das nötige Einkommen zum Leben wächst. Arbeitsverdichtung, lange Arbeitswege und flexibilisierte Arbeit sind Alltag. Ein allgemeiner gesetzlicher Mindestlohn ist ferner, denn je. Die Anzahl der Erwerbslosen
mit minimalen Einkommen steigt.

Ethik des Sozialen - Was ist Sozialpolitik für ein Gutes Leben ?

Welche Sozialpolitik von Regierenden gemacht wird, ist eine Frage dessen, welche ethischen Prämissen sie für richtig erachten. Diese ethischen Prämissen entstehen durchaus nicht im luftleeren Raum, sondern aus ökonomischen und politischen Interessen heraus. Seit der Niederlage des nichtkapitalistischen Weltsystems haben wir es mit der weltweiten Herrschaft des Kapitals zu tun- selbst Linke benutzen das Wort Globalisierung, das die Herrschaftsverhältnisse nur verschleiert. Sozialpolitik, auch in einem reichen Land hat sich diesen Interessen unter zu ordnen. Um größere Unruhen zu vermeiden, wurden (auch erkämpfte) Errungenschaften der arbeitenden, erwerbslosen, lernenden und verrenteten Bevölkerung (Arbeiterklasse) nach und nach zurückgenommen. Zu großen Kämpfen kam es dabei nicht, weil sich klugerweise jede Gruppe einzeln vorgenommen wurde. Welche Art und Weise zu denken steckt nun aber hinter diesen barbarischen Kürzungen. „An dem Arbeiter existiert es also subjektiv, daß das Kapital der sich ganz abhanden gekommene Mensch ist, wie es am Kapital objektiv existiert, daß die Arbeit der sich abhanden gekommene Mensch ist. Der Arbeiter hat aber das Unglück, ein lebendiges und daher bedürftiges Kapital zu sein, das jeden Augenblick, wo es nicht arbeitet, seine Zinsen und damit seine Existenz verliert.“ (Karl Marx, Ökonomisch – philosophische Manuskripte)

In dem Moment, wo der Arbeiter eben bloß Kapital (ist)", liegt es in der Logik der Sache, ihn auch genauso so, nämlich wie ein Ding zu behandeln; zumindest in soweit Politik und Gesellschaft dies zulassen.

„Sobald es also dem Kapital einfällt – notwendiger oder willkürlicher Einfall –, nicht mehr für den Arbeiter zu sein, ist er selbst nicht mehr für sich, er hat Arbeit, darum keinen Lohn, und da er nicht als Mensch, sondern als Arbeiter Dasein hat, so kann er sich begraben lassen, verhungern etc. Der Arbeiter ist nur als Arbeiter da, sobald er für sich als Kapital da ist, und er ist nur als Kapital da, sobald ein Kapital für ihn da ist.“ (ebenda). Unser Ex – Kanzler Schröder meinte dann anläßlich der Vorstellung der Agenda 2010. „Es gibt kein Recht auf Faulheilt“; - all die verhöhnend, die ihre Ware Arbeitskraft nicht mehr zu Markte tragen können. Ebenso geht es dem einzelnen Kapitalisten nicht darum ein möglichst verschwenderisches Leben zu führen (gemessen an den Möglichkeiten), die Anhäufung von Reichtümern ist Selbstzweck, so gehört es sich für einen guten Protestanten. Ich behaupte, dass es sich hier um protestantische Ethik als Geist des Kapitalismus nach Max Weber handelt. Benjamin Franklin selbst predigt diesen Geist in folgenden Worten: „Bedenke dass Zeit Geld ist; wer täglich zehn Schilling durch seine Arbeit erwerben könnte und den halben Tag spazieren geht, oder auf seinem Zimmer faulenzt, der darf, auch wenn er nur sechs Pence für sein Vergnügen ausgibt, nicht dies allein berechnen, er hat neben dem noch fünf Schilling ausgegeben oder vielmehr weggeworfen.......Wer täglich einen Groschen nutzlos ausgibt, gibt an 6 Pfund jährlich nutzlos aus, und das ist der Preis für den Gebrauch von hundert Pfund....“ (nach Max Weber, Religion und Gesellschaft, S.35/36)

Aus dieser Ethik heraus ist der moderne Kapitalismus entstanden. An der Macht strebt er nach Profitmaximierung. Menschen sind dabei nur als Inhaber der Ware Arbeitskraft interessant. Zwischen Anbieterinnen und Anbietern der Ware Arbeitskraft und ihren Käufern herrscht ein Machtungleichgewicht zugunsten der Käufer (Kapitalisten). Mildern lässt sich dieses Machtungleichgewicht durch eine Gesetzgebung im Sinne der tatsächlich und potenziell Werktätigen. Voraussetzung wäre es allerdings, sich von der Logik der Profitmaximierung, zugunsten einer Logik des Wohlseins und der Partizipation der Menschen, die hier leben, zu verabschieden. (Text: Petra Leischen)

Was heißt lebenswerte Umwelt für ein gutes Leben? Welche Umwelt braucht ein Gutes Leben?

Umweltverschmutzungen, Klimaveränderungen, enorme Steigerungen der Lebenshaltungskosten für die Daseinsvorsorge und krankmachende Einflüsse auf unsere Gesundheit begleiten uns. Gründe sind Regenwaldabholzung, atomare Strahlung, Gentechnik oder die Privatisierung von Wasser, Strom, Gas, Wohnungen.

Als arme Frau kann ich es nicht vermeiden, vergiftet zu werden. Die Qualität der Berliner Wasserleitungen führt zu einer unerwünschten Anreicherung des Wassers mit Metallspuren,(auch Blei wurde schon gefunden), aber wären Chemiereste die aus Plastikrohren gespült werden, eine Alternative? Gibt es eine Zuleitung unerwünschter Stoffe durch Industrien, darunter auch erhöhte Radioaktivität, in das Trinkwasser, was trinke ich dann ? Das Gift, das aus dem Normalbetrieb von Atomanlagen stammt (es gibt immer eine leichte Erhöhung von Radioaktivität, auch bei Normalbetrieb), die Ableitungen der chemischen Industrie, auch wenn sie den politisch festgelegten Richtwerten entsprechen, schadet es wirklich nicht?

Wie auch immer, Mineralwasser kann ich mir nicht leisten, schließlich habe ich weniger als 60% des gesellschaftlichen monatlichen Durchschnittseinkommens monatlich zur Verfügung.

Flüsse münden mit dem Gift, das sie transportieren, in Meere. Mit den Meeresströmungen, die auch in stetem Austausch mit Luftströmungen stehen, wird der radioaktive oder chemische Dreck einmal um die Erde verteilt. Bei größeren Verunreinigungen durch chemische und Atomindustrie und Atomversuche gibt es mehr Umweltgift zum Verteilen. Eine Einsicht darüber, dass die Produktion umstrukturiert werden muss, um das Leben auf diesem Planeten zu erhalten, ist bisher bei den Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik nicht erkennbar. Weder als arbeitende Arme, noch als nicht arbeitende Arme kann ich die Qualität des Trinkwassers direkt beeinflussen. Konsumtion und Produktion unterliegen nicht meiner Kontrolle.

Nicht genug damit, das Gift im Wasser verschwindet nicht. Es wird von Mikroorganismen und Wasserpflanzen aufgenommen, die ihrerseits von Wassertieren aufgenommen werden, die von uns entweder direkt, oder indem wir ein anderes Tier essen, das wiederum ein anderes Tier gegessen hat, indirekt aufgenommen werden. Auch Düngemittel und Pestizide landen früher oder später über Wasser und Luft in der Nahrung. Seevögel, die am Ende einer Nahrungskette stehen, haben es dank des seit Jahrzehnten in Europa verbotenen DDT häufig schwer, Nachwuchs aufzuziehen. So sind die Schalen der Eier häufig so dünn, dass sie vor dem Schlupftermin aufreißen. Betrifft das nur die Schalen der Eier der Seevögel, oder sind auch Missbildungen bei Menschen häufig eine Folge von durch die Eltern aufgenommenen Giften?

Aber leider ist es nicht nur das Trinkwasser, mit dem ich mich vergifte. Auch über die Nahrungsaufnahme vergifte ich mich. Industrielle Landwirtschaft in Monokulturen, wie sie im Pflanzenanbau immer noch üblich sind, führen beim Einsatz von fragwürdigen Düngemitteln und Pestiziden zu weiteren Verunreinigungen. Gentechnisch veränderte Pflanzen bleiben auf ihrem Feld, sagt man, aber hat schon einmal jemand eine Biene oder Hummel an die Leine gelegt ? Wie sich Produkte aus gentechnisch veränderten Pflanzen auf unseren Stoffwechsel und auf unsere Genetik auswirken, weiß so genau kein Mensch. Da ich manchmal auch Tiere verspeise, hat mir die industrielle Landwirtschaft auch hier einiges zu bieten. Vom Huhn bis zur Kuh, beinahe jedes Tier wird zur Vorbeugung von Krankheiten mit Antibiotika gefüttert, zur Schlachtung mit Tranquilizern ruhig gestellt. Werde ich selber einmal krank, wirken Medikamente nicht mehr. Bis zum vorletzten Lebensmittelskandal wurden vegetarisch lebende Tiere wie Kühe und Schafe mit Tiermehl gefüttert. So manches Lamm oder Kalb hat seine Mutter gefressen. Menschen verblödeten rapide. Sie erkrankten an der Kreuzfeld - Jakob Krankheit. Hühner wurden mit Fischmehl gefüttert. Ob außer leichten Queck-silberbelastungen, andere Folgen zu beklagen waren, wissen wir nicht.

Als Arme möchte ich nicht nur essen, sondern auch wohnen. Wohnungen, die bezahlbar sind, entsprechen häufig nicht den ökologischen Mindeststandards. Das verursacht nicht nur erhöhte Heizkosten, sondern summiert sich zu erheblichen Umweltbelastungen. Hier verweise ich auf die Broschüre „ Licht und Heizung bleiben an – Auch bei wenig Geld“ von Anne Allex und Anderen. Auch wenn eine Arme sich transportiert, das heißt von Punkt A nach B bewegt, gibt es Probleme. Die Bahn für den Fernverkehr wäre die Transportmöglichkeit, die den geringsten Umweltschaden anrichtet. Aber leider läßt sie sich den Transport nicht nur teuer bezahlen, sondern existiert in ländlichen Regionen nur mit einem extrem ausgedünnten Streckennetz. Im Fernverkehr ist fliegen preiswerter als die Bahn. Für etwa dreißig Euro kann ich z.B. die Strecke Berlin - Mülheim sowohl mit der Mitfahrzentrale, als auch mit einem günstigen Billigfliegerangebot bewältigen. Im regionalen Bereich bin ich bei den Preisen des öffentlichen Nahverkehrs ja ohnehin auf Fahrrad und Füsse angewiesen. Selbst die 33,50 für das Sozialticket sind im Regelsatz Hartz IV nicht vorgesehen.

Liebe Kollegen, liebe Kolleginnen, laßt uns heute gemeinsam herausfinden, wie wir diese unsäglichen Verhältnisse verändern können. (Text: Petra Leischen)

Kontakt: anne [dot] allex [at] gmx [dot] de, kassandrapl [at] web [dot] de